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Die Jagdhundeprüfung „Bringtreue“ – Sinn, Ablauf und Bedeutung für die VGP

Die Bringtreueprüfung (Btr) gehört zu den bekanntesten und zugleich anspruchsvollsten jagdlichen Anlagenprüfungen. Sie ist kein Pflichtfach in den klassischen Verbandsprüfungen, genießt aber unter Jägern und Züchtern ein hohes Ansehen. In diesem Artikel erfährst du, was hinter der Bringtreue steckt, welche Jagdhunderassen sie absolvieren, wann und wo sie stattfindet, wie geprüft wird und welche Rolle sie für die Vollgebrauchsprüfung (VGP) spielt.

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Die Bringtreue ist eine spezielle jagdliche Leistungsprüfung, bei der überprüft wird, ob ein Jagdhund selbstständig bereit ist, gefundenes Wild zuverlässig aufzunehmen und seinem Führer zuzutragen, auch ohne vorheriges Kommando.

Im Mittelpunkt steht nicht Gehorsam, sondern der angeborene oder gefestigte Bringwille des Hundes. Genau diese Eigenschaft ist im praktischen Jagdbetrieb, vor allem nach dem Schuss, von enormer Bedeutung.

Grundsätzlich ist die Bringtreue eine Rasseclubsache. Zugelassen sind nur Hunde aus Rassen, für die die jeweilige Prüfungsordnung die Bringtreue vorsieht.

Typische Rassen sind unter anderem:
  • Deutsch-Drahthaar
  • Deutsch-Kurzhaar
  • Deutsch-Langhaar
  • Weimaraner
  • Kleiner & Großer Münsterländer
  • Pudelpointer
  • weitere Vorstehhunderassen (je nach Verband)

Die Bringtreue wird meist im zeitigen Frühjahr, häufig zwischen Februar und April, durchgeführt. Der Termin hängt stark vom jeweiligen Bundesland, dem Verband und den Witterungsbedingungen ab.

Typisch ist:
  • Prüfungen außerhalb der Brut- und Setzzeit
  • vor oder begleitend zur Zuchtbewertung
  • oft als Zusatzprüfung zu Anlagen- oder Herbstprüfungen
Eine Anmeldung erfolgt in der Regel über:
  • den zuständigen Zucht- oder Jagdgebrauchshundeverband
  • regionale Prüfungsgruppen

Geprüft wird das selbstständige Bringen von ausgelegtem Raubwild (meist Fuchs).

Der Prüfungsablauf (vereinfacht):
  1. Der Hund wird vom Führer gelöst.
  2. Ein Stück Raubwild wird verdeckt (ohne Wissen des Hundes) ausgelegt.
  3. Der Hund wird in die Suche geschickt, ohne Apportkommando.
  4. Findet der Hund das Wild, soll er es:
    • aufnehmen
    • sicher zutragen
    • korrekt beim Führer abgeben
Bewertet werden u. a.:
  • selbstständiger Bringwille
  • sichere Aufnahme
  • Zutragefreude
  • Festhalten des Wildes
  • Abgabe ohne Zwang

Es gibt keine Notenabstufung. Die Bringtreue wird bestanden oder nicht bestanden. Die Bringtreue gilt als anspruchsvoll, da wenig Einfluss durch den Führer erlaubt ist. Durchfallen kann der Hund zum Beispiel, wenn:

  • das Wild nicht aufgenommen wird
  • der Hund das Wild liegen lässt
  • das Stück nur kurz aufgenommen und wieder abgelegt wird
  • der Hund zwar trägt, aber nicht zum Führer bringt
  • der Hund das Wild vergräbt, zerlegt oder verweigert

Wichtig:
➡️ Nachfassen oder Apportzwang führen zum Nichtbestehen.
➡️ Auch übertriebene Kommandos oder Hilfen sind nicht erlaubt.

Gibt es die Bringtreue in jedem Bundesland?

Grundsätzlich ja, aber mit regionalen Unterschieden.

Gemeinsamkeiten:
  • gleiche Grundidee der Prüfung
  • ähnliche Prüfungsordnung (meist nach VDH/JGHV-Richtlinien)
  • Bewertung nur „bestanden / nicht bestanden“
Unterschiede:
  • Art des verwendeten Wildes
  • Anzahl der Prüfungstermine
  • teilnehmende Rassen (je nach Landesverband)
  • Prüfungsorganisation (Zuchtverein vs. Landesverband)

In manchen Bundesländern ist die Bringtreue häufiger angeboten, in anderen eher selten. Besonders stark vertreten ist sie traditionell in Regionen mit ausgeprägter Vorstehhundezucht.

Welche Bedeutung hat die Bringtreue für die VGP?

Die Bringtreue ist keine Pflichtprüfung für die VGP, aber sie hat einen indirekten, wichtigen Bezug.

Zusammenhang mit der VGP:
  • In der VGP wird das Bringen mehrerer Wildarten (Haar- und Federwild, Land & Wasser) geprüft.
  • Hunde mit bestandener Bringtreue zeigen meist:
    • ausgeprägten Bringwillen
    • zuverlässiges Apportieren
    • weniger Probleme in Bringfächern der VGP

Viele Züchter nutzen die Bringtreue als zusätzlichen Nachweis der Veranlagung, besonders für die Zuchtselektion.

Kurz gesagt:

Die Bringtreue ist kein Muss für die VGP, aber ein starkes Qualitätsmerkmal. Die Jagdhundeprüfung Bringtreue steht für eine klassische jagdliche Tugend: verlässliches, freudiges Bringen von Wild ohne Zwang. Sie prüft keine Dressur, sondern Charakter, Anlagen und Arbeitsfreude. Gerade in Zeiten moderner Ausbildungsmethoden bleibt die Bringtreue ein ehrlicher Maßstab für echte jagdliche Veranlagung. Für Hundeführer, Jäger und Züchter ist sie deshalb mehr als nur eine weitere Prüfung, sie ist ein Statement für jagdliche Leistung und Verlässlichkeit.

 

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